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Die Fress-Kante lockt den Fisch ✓

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    Die Fress-Kante lockt den Fisch ✓

    In Niendorf beim LAF-Treffen haben wir den Fisch direkt zu unseren Füßen gefunden. In Travemünde stand er eine Zeitlang ganz dicht an den Steinen, einfach unglaublich.

    Das Phänomen ist bekannt, seit vielen vielen Jahren orientiere ich mich an den möglichen Fress-Plätzen der Fische.

    Aber: Wenn ich einem Angler von der "Fress-Kante" erzähle, dann ernte ich häufig hohle und verständnislose Blicke - vornehmlich bei Brandungs-Weitwurf-Kollegen. Und der Sportfreund wirft wieder wie gehabt möglichst weit die Montage aus.

    Das ist seine Sache, aber eigentlich angelfachlich häufig nicht richtig: Stellt euch den Fisch vor, der bei landwärts rollender Brandung seinen Hunger stillen möchte. Wo wird dieser Fisch fressen ?



    Regel: Der Fisch ist bequem (so wie wir), er geht dorthin, wo er mit wenig Einsatz an Energie möglichst viel bekommt (also einen positiven Energie-Haushalt erreicht). Logisch, oder ?

    100 oder 200 m von der Strandkante entfernt kann er sich eindecken. Dort findet er alles nur mögliche Fressbare, aber nicht in Mengen. Deshalb ist ja auch bekannt, dass der Fisch nachts an die Wasserkante kommt. Dort sind kleine Fische, Laich teilweise, Schnecken, Würmer, Krebse, Muscheln und notfalls abgestorbenes Kraut. Und in eben dem Kraut im Kantenbereich (dort dringt die Sonne tief genug in das eigentlich flache Wasser) halten sich die Futtertiere auf.

    Das nachfolgende Bild zeigt den Aufbau der ersten 50 m bei Niedrigwasser: Erst kommt der Strand, dann der Bereich angeschwemmter Steine, belegt mit Pflanzen (anglerisch: Kraut). Danach folgt eine tiefere Rinne (die sog. 1. Rinne) und dahinter eine Sandbank (hier zu sehen, normalerweise mit Wasser überspült).



    Wenn die Wellen auf das Land zurollen, dann werden sie durch den Grund gebrochen. Die Welle setzt sich sozusagen unter Wasser fort. Je flacher es wird, desto mehr Energie der anlaufenden Welle trifft auf den Boden auf, wird teilweise "reflektiert" und erhöht die sichtbare Oberflächen-Welle, während der Rest der Energie für das Durchwühlen des Boden zuständig ist.

    Folge: Pflanzenteile werden losgerissen, Käfer, Fische, Schnecken und Muscheln sowie die Futtertiere werden aufgewirbelt, Würmer ausgebuddelt - alles an Futter treibt im Wasser herum und versucht wieder Schutz zu finden (Tiere mit Antrieb, anderes wirbelt weiter).

    Das sollte sich der Angler zunutze machen, dafür aber ist eine weitere Überlegung nötig.



    Durch die anlaufende Brandung werden die losen Teile an die Küste gepresst. Brandungsangler kennen die ersten 10 oder 20 m (manchmal mehr), die voll sind mit Kraut und Futterteilen. Darin kann man eigentlich nicht angeln.

    Aber der Fisch kann da fressen. Wenn er an dieser Krautkante entlangzieht, dann kann er alle Futterteile aufnehmen, die an eben dieser Kante noch hin und her wabern. In das Kraut geht der Fisch selten hinein, da "sieht" (spürt) er nichts. Weiter raus ist der "Tisch" nicht so reich gedeckt. Deshalb ziehen die Fische an diesen Krautansammlungen entlang. Das ist dann die sog. Fressgasse.

    So sucht der Fisch die Küstenlinie entlang seine Beute. Dort spülen die Wellen die Futtertiere hin und her, es brandet Richtung Land, das Wasser läuft wieder retour, wieder Anlauf, zurück u.s.w. Futtertiere treiben vor und zurück und werden (da kompakter und schwerer) langsam Richtung See abgetrieben. Das ist Beute !




    Ergebnis:

    Seebrücken-Angler sollten auch einmal Richtung Land werfen, wenn sie die Krautkante entdeckt haben.

    Brandungsangler haben es schwer: Da kann eine Pose helfen, die nach dem Werfen an die Krautkante herangezogen wird. Die Schnur bleibt oberhalb des Wassers. Der Fisch muss dann kräftig durch das Kraut herangezogen werden.

    Das originale Gedicht "Erinnerung" von Goethe - wäre er denn Angler gewesen - würde dann wohl lauten:

    Willst du immer weiter schweifen?
    Sieh, das Gute liegt so nah.
    Lerne nur den Fisch ergreifen,
    Denn der Fisch ist immer nah.
    Wer nur eine kleine Pfanne hat, braucht keine großen Fische zu fangen!
    Petri wünscht Andreas

    #2
    Zitat von Andreas Beitrag anzeigen
    Aber: Wenn ich einem Angler von der "Fress-Kante" erzähle, dann ernte ich häufig hohle und verständnislose Blicke
    Ich meine wer hat denn auch schon 'ne Freßkante zu Haus !



    Ich glaub der muß auf die Couch :(think):.

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