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Wenn ich Angeln gehen will. Ein Bericht von "bevor" der Ostsee. ✓

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    Wenn ich Angeln gehen will. Ein Bericht von "bevor" der Ostsee. ✓

    Damit man auch mal nachvollziehen kann, warum es immer so spät zum Angeln geht, hier mal ein Bericht mit dem Drumherum.

    Der Tag ist frei, Lust zum Angeln habe ich auch. Gute Bedingungen für einen tollen Angeltag. Leider aber auch schon der erste Wermutstropfen. Natürlich habe ich locker bis Mittag durchgeschlafen, für Schichtdienstler nicht ungewöhnlich. Damit ein Teil des Tageslichts schon verpennt.

    Dann die Qual der Wahl:
    - Trave in der Stadt? Da soll`s mit den Barschen laufen, auch Zander werden regelmäßig dokumentiert.
    - Oder lieber an der Mündung: Noch bunter die Palette, von Dorsch, Wittling, Hering, Plattfischen bis hin zu Aalen (bei den warmen Temperaturen), aber auch reichlich Grundeln und Krebse.
    - Die Vereinsgewässer? Da sind 6 zur Zeit beangelbar, alles, was das Süßwasser so in unserer Region hergibt, findet sich da. Aber es ist Raubfischzeit, da sind Hecht und Barsch die Zielfische. Oder geht noch Aal???
    - Ansonsten bleibt die Ostsee. Da ich ein kleines Boot im Wasser liegen habe, ein heißer Favorit, schließlich ist draußen der Hering, Dorsch und Wittling, die ich eigentlich immer kriege. Prinzipiell sind auch Makrele, Meerforelle, Seelachs und Plattfische möglich. Okay, Bootfahren reizt mich am meisten, also schnell mal aus dem Fenster geschaut: Hmm, Windstill ist es nicht. 5 Bft liegen aber auch nicht an. Schon mal gut. Windrichtung aus Süd. Nicht so gut, da hat die Welle die besten Chancen, sich zum Neustädter Hafen aufzubauen. Und bevor es mit Motorkraft losgehen kann, sind ja auch noch 200 m durch das Binnenwasser zu rudern. Da bin ich immer schon durchgeschwitzt, bevor der Motor läuft. Trägheit und Schwerkraft wirken auf meine Motivation. Dazu warnt der DWD jetzt auch vor Böen stärker 5 - 6 Bft. Damit ist die Ostsee vom Boot aus raus aus dem Rennen. Risiken geh ich ungern ein, ich will nicht in die Zeitung. Ausserdem ist ja jetzt auch schon Mittagessen.
    Die Entscheidung wird vertagt.
    Nach dem Mittagessen sind bis auf Boot auf Ostsee alle Möglichkeiten drin. Entscheiden kann ich mich noch immer nicht.
    Dem Nachdenken übers Boot fiel mir dann noch der Bootstrailer ein. Der liegt neben dem Haus. Liegen bedeutet: Ich habe keine Räder für ihn, die sind seit 3,5 Monaten beim Reifenfritzen. Ich brauche 3.50 - 10 50J. Keine Ahnung, was die Zahlen sagen, aber das I-Net sagt, die gibts nur für Motorroller. Ich warte noch auf den Rückruf, dass sie Neue haben, die ich montieren kann. Und dann müßte ich ja auch noch zum TÜV. Bevor ich mir mangels passender Reifen einen neuen Trailer kaufe, rufe ich den Reifendealer noch mal an. "Servicewüste Deutschland" denk ich mir, wahrscheinlich haben die meiner alten Räder längst in die Tonne getreten und können sich an nix erinnern. Prustekuchen, sofort weiss der Telefonist Bescheid, klar die Reifen liegen montiert bei ihnen, naja, den fehlenden Rückruf, dass täte ihm Leid. Ist wohl im Eifer des Gefechts vergessen worden.
    Die neuen Erkenntnisse wollen in die Planung einbezogen werden: Ich muss also nach Neustadt, Räder abholen. Wenn ich schon mal da bin, könnte ich ja auch Wattwürmer kaufen. Die braucht man für die Ostsee... Logisch, ich geh an die Ostsee, hole mir vorher Wattwürmer.

    Wenn ich denn nun nur wüßte, wohin an die Ostsee Da gibt es Bliesdorf, da sind die Dorsch neulich schon willig gewesen, allerdings nur die Kleinen. Plattfische gibt es da auch. Aber die Seebrücken bieten auch einiges. Wobei Pelzerhaken brachte das letzte mal nix, eigentlich wäre für Platten die Reise nach Fehmarn sinnvoll. Burg Tiefe hat früher dolle Fänge gebracht, aber ist auch schon ganz schön weit!?

    Die Fahrt nach Neustadt hat dann leider doch noch keine Räder für den Trailer gebracht, es wurden 4.00 - 10 J Irgenwas montiert, das wird der TÜV nicht mögen Komischerweise ist es diesmal nur ein Telefonanruf und die richtigen Reifen sollen morgen kommen und fertig sein
    Mein Angeldealer hat leider auch keine Wattis mehr. Aber Seeringelwürmer sind da. Hmm, die habe ich sonst immer nur als Nebenköder genommen. Egal, es ist inzwischen 17.00 Uhr und dunkel. Hetzen lohnt jetzt nicht mehr, in die Brandung geht man im Hellen oder in der Dämmerung, schließlich muss alles in Ruhe aufgebaut werden. Es wird also eine Seebrücke oder der Hafen werden, wie so oft.

    Nun habe ich noch das Kind zu Bett gebracht und meiner Frau ist noch kurz mit dem Hund draußen. Wenn sie zurück ist, beginnt meine Angeltour. Ich werde versuchen, mit Fotomaterial zu berichten. Wenn ich mich denn entscheiden kann, welche Fotos ich nehmen will...
    Im Internet fallen alle Hemmungen!

    #2
    Nun bin ich wieder zuhause, die Angeltour ist durch.

    Wie meistens, wenn ich nicht rechtzeitig loskomme und wie bereits angekündigt, landete ich im Neustädter Hafen am Slipkran. Warum auch nicht, es sprach viel dafür, dass Fisch da sein wird: Die Herbstheringe ziehen abends ins Binnenwasser, damit sollten die Räuber folgen. Der südliche Wind drückte Wasser in den Hafen, eine leichte Welle sorgte für Bewegung. Außerdem wird am Tage im Hafen gebaggert. Meiner Erkenntnis nach finden gerade die Plattfische das sehr spannend und werden durch potentielle aufgewühlte Beute gelockt.

    Meine Montagen sind nicht raffiniert, aber jahrelang erprobt. Ein bischen Klimperkram mit Perlen, Spinnblatt und ein Butthaken am Seitenarm. 80 - 100 gr. Blei sollten eigentlich reichen. Allerdings sind Wind und Strömung kräftig. Aber ein bewegter Köder fischt ja bekanntlich mehr Fläche ab.


    Geplant sind 3 Angeln mit 2er Padernostern. Mehr kann ich an meinem Dreibein nicht abstellen. Als Bisserkennung kommt bei mit meist ein Knicklicht an die Spitze und gerne noch eine Aalglocke kurz darunter an die Rute.


    Die erste Rute ist im Wasser, die Zweite in der Vorbereitung, da klingelt es auch schon kräftig. Es stellt sich heraus, dass die Wittlinge in den Hafen gekommen sind. Und mit 32 cm macht er auch einen gut genährten Eindruck.


    Der Anfang ist vielversprechend. In kurzer Zeit kann ich 3 Wittlinge eintüten. Eigentlich ist ständig an den Ruten Gebimmel. Ich mag das, klingeln beruhig (zumindest mich?


    Beim Anködern der Seeringler wird mir dann auch mal wieder in Erinnerung gerufen, warum sie auch Kneifer genannt werden. Der aktuell aufzuspiessende Kandidat wehrt sich seiner Haut und versucht mich zu beißen. Seine kräftigen Beißzangen können schon ordentlich in den Finger zwicken. Geholfen hat es ihm nichts
    Gegen 22.00 Uhr ist erst mal Schluß mit der Beissphase. Mein Verdacht, dass die Haken blank sind und deshalb nichts mehr geht, erweist sich als fast richtig. Bevor ich das feststelle, harre ich noch eine halbe Stunde aus. Bin ja Angler und die haben ja Geduld (oder sind mit dem Smartphone beschäftigt!). Tatsächlich sind bis auf 2 Haken alle blank. An den zwei "unblanken" hängen dann aber noch Wittlinge. Der Größere wandert in die Tüte, der Kleinstwitti darf nach einem schnellen Foto wieder schwimmen.

    Kaum größer als der Haken hat er doch unbemerkt immerhin 3 Knoten ins Padernoster gestrickt.

    Um 1.00 Uhr habe ich dann abgebaut. Ein paar Bisse gab es noch, konnten aber nicht in Fisch umgesetzt werden. Dafür waren wieder die kleinen unsichtbaren Reinigungskräfte am Werk. Die Haken immer tadellos blank. Bei der üblichen Kontrolle der Spundwände im Taschenlampenlicht fällt mir auf, dass es immer noch reichlich Garnellen und Kleintier im Wasser gibt. Kein Wunder, bei 13 °C im November. Normal ist das nicht.
    Die Gesamtbeute des Abends waren dann 4 Wittlinge. Das reicht, um Schwiegermutter zu besänftigen und dem Hobby gewogen zu machen


    Normaler Weise werden jetzt im November die Leoparden der Ostsee gefangen. Mir scheint, es sind aber erst die kleineren Geparden da!
    Im Internet fallen alle Hemmungen!

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      #3
      Na, da hättste mal lieber mit mir kommen sollen. So was für richtige Küstenfreaks - das Angeln auf Seebrücken ist mit das härteste bei uns an der Küste ... finde ich.

      Naja, es war ja Starkwind um und bei 8 Bft., das knallte richtig an der Küste. Kamera vergessen... war aber auch dunkel.

      Begonnen habe ich auf 40-80 m, das war eher mau. Kleiner Dorsch und was Plattes, aber nicht so richtig. Und dann auch nicht unter den brechenden Wellen, sondern weiter raus. Die recht hohe Welle hat wohl zu tief gewühlt. Dann muss man eben konsequent sein: Also auf den Brückenkopf versetzt, war ja eh keiner außer mir vor Ort. Alles meins... Nach vorne hin sind es gute 130 m, die durch die Wurfweite noch erweitert werden.

      Problem: Welle von der Seite etwa 45 Grad rechts (schräg von vorne), dafür Wind aus etwa 135 Grad rechts (also schräg von hinten), total bekloppt. Die Ruten zitterten in den Wellen nach rechts (klar, die verneigen sich in Richtung der anlaufenden Welle), durch den Wind allerdings nach schräg links. Na klar, wenn sie plötzlich unrhytmisch (schreibt man das so?) nach vorne zitterten, gab es Fisch.

      Es war nett bis heftig. Dorsch, Platte, Wittel und Krebs - was will man mehr. Schweißtreibend. Nur rennen und nachspannen, um Bisse überhaupt erkennen zu können.

      Aber: Ich habe noch nicht gezählt, glaube aber an sechs Platte (und nicht gerade schlechte, die größte war mit der Rute kaum zu heben) und acht Dorsche (auch nicht nur maßig, auch gut darüber, zwei waren beim Anheben echt grenzwertig).

      Eine schöne Nacht, ich bin echt noch platt wie ne Platte, ich geh mir jetzt erst einmal nen Schluck Bier holen, das ist dringend nötig.

      Die Küste rockt...

      Petri Marco!
      Wer nur eine kleine Pfanne hat, braucht keine großen Fische zu fangen!
      Petri wünscht Andreas

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        #4
        Klasse Berichte,
        da schmeckt der morgendliche Kaffee im Büro doppelt gut! Petri!

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          #5
          Zitat von Rolf Willwater
          Andreas, ich rätsel schon herum auf welche
          Brücke zu aufgesessen hast...
          Es war bestimmt auf Nimmerland und dort auf der Brücke der Träume.

          Ansonsten sind die Berichte wieder 1A salzig gut. Petri den Fängern.

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            #6
            Zitat von Rolf Willwater
            Glückwunsch zu den Aktionen....Andreas, ich rätsel schon herum auf welche
            Brücke zu aufgesessen hast...

            dafür passt wohl Dein Angelführer...!!Ha.ha..



            Exakt, du hast es erraten. 64 km Fahrtstrecke haben sich gelohnt, eigentlich ist mir das nämlich zu weit.
            Wer nur eine kleine Pfanne hat, braucht keine großen Fische zu fangen!
            Petri wünscht Andreas

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              #7
              jup...auf ne zünftige brückentour hätte ich auch mal wieder extremst lust... petri marco und andreas...sehr schöne berichte.

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                #8
                Petri zu den Fängen.

                War es mal wieder zu dunkel zum fotografieren, Andreas?

                Hoffentlich dreht der Wind bald auf Nordost, dann läuft es auch im Süden der Bucht besser...

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                  #9
                  Zitat von blutiger Anfänger
                  Bei diesen Berichten muss mir der Weihnachtsmann einfach eine Brandungsrute unter den Baum legen.
                  Petri zu den Fängen.


                  Ich nutze 3 m-Ruten mit etwa 40-50 gr Blei und derzeit nur einem Haken Nachläufer extra kurz...

                  Brandungsruten sind aber auch was Feines, aber nur eine???
                  Wer nur eine kleine Pfanne hat, braucht keine großen Fische zu fangen!
                  Petri wünscht Andreas

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                    #10
                    Zitat von SimonHH Beitrag anzeigen
                    jup...auf ne zünftige brückentour hätte ich auch mal wieder extremst lust... petri marco und andreas...sehr schöne berichte.
                    Oh ja, die Seebrücken machen echt Spaß!
                    Ausserdem sind sie ein Kompromiss für faule Angler wie mich. Man muss zwar etwas laufen, aber der Weg ist befestigt. Je nach Brücke hat man auch etwas Komfort gegen Wetterunbilden
                    Im Internet fallen alle Hemmungen!

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