Die meisten von euch kennen mich als Raubfischangler (bevorzugt Kunstköder), einige auch als Grundangler und als Posenangler/Stipper. Nur wenige kennen meine weitere "geheime" Leidenschaft, das Stellfischangeln. Und dann auch noch mit der Freilaufrolle.
Köstlich war Rolfs = Dwarslöpers Gesicht, als ich am Kanal ein Knicklicht auf die Schnur zog und am Ende einen Haken befestigte, einen Wurm anköderte und die leichte Montage auslegte. Die pendelte in der leichten Strömung hin und her, der Wurm hoppste über Grund und es kam was kommen musste: Der einzige Aal des Abends ging an die Montage. Rolfs Erkenntnis: Goil.
Daran musste ich denken, als ich kürzlich mehrere Glückfischer-Freilaufrollen in die Hand bekam und überlegte, ob das etwas für das Kinderangeln ist und mich der Gedanke nicht so wirklich begeisterte (Kinder vergessen vor aufregung den Freilauf raus zu nehmen und hauen mit offener Rollenstellung an.... viel Schnur, wenig Effekt). Parallel musste ich an meine Freiläufer denken. Es kam wie befürchtet: Vor der ganzen Hektik bei der Raubfischsuche diesen Jahres waren die bereits demontiert und lagen gestapelt im Regal. Das ganze Jahr keine Freilauf-Stellangeln, ärgerlich (letztes Jahr war das weit besser...).
Die gelobte Besserung war ein paar Tage später vergessen, als ich auf die 'Goldene Ananas' von F&F stieß. Schaut mal rein, da wird Stellfischangeln vorgeführt (immerhin eine 8 m-Rute, kurz nach dem Start geht es schon los).
Also begann ich meine Stellfischangel-Analyse (Berufskrankheit) und eine gewisse Systematisierung (ebenfalls Berufskrankheit) und entdeckte, dass ich in der Vergangenheit verschiedene Stellfischpositionen bevorzugt habe. Das habe ich mal grob skizziert, ich fand's interessant und vielleicht ist es für den einen und anderen hier auch von Belang (Kritik, Besserwissen, Vorschläge etc sind gerne willkommen, ich mag noch dazu lernen):
1: Kantenlage
20 cm vom Rand entfernt direkt unter der Rutenspitze liegt der Köder in max 20 cm Tiefe, Rolle im Freilauf (Schnur notfalls geclippt, wenn Strömung ist), die Jagdbisse kommen wie irre, wenn sie kommen.
2. Kantengrundlage
Etwa 0,5 - 1 m von der Kante wird der Köder unterhalb der Rutenspitze am Grund oder ganz knapp über Grund ausgelegt. Kantenzieher (Zander) sind gerne gesehen.
3. Hochlage Freiwasser
2 oder 3 oder 4 oder noch mehr Meter entfernt wird der Köder unter der Rutenspitze im Bereich der Oberfläche 30 oder 40 oder 50 cm tief präsentiert.
4. Posenfischen Grund
Unterhalb der Rutenspitze liegt die Pose, der Köder am oder knapp über dem Grund.
5. Köder ohne alles zum Grund
Wie 4, nur ohne Pose, notfalls ein Bleischrot anbringen.
6. Schwoien-Montage
Mein heimlicher Favorit, der Ohne-alles-Köder bekommt noch ein wenig Schnur und pendelt wie ein Schiff um den Anker, er schwoit.
Vor- und Nachteile:
1. Kantenköder
Der liegt fest, er bewegt sich nur wenig, gut für klare Stell-Tatorte an Bäumen, Büschen etc, Köder ist gegen den Himmel für Räuber gut zu sehen. Gute Nachtmontage. Macht irre viel Spaß.
2. Tiefer gestellt
Wer mehr Schnur hat, der bewegt sich auch etwas mehr in Wind und Strömung. Es reicht aber aus, um kleinste Lücken abzufischen, z.B. im Schilf (im Frühjahr dort Aale mitten raus ziehen...). Standard-Kanalmontage, wurde dort Jahrzehnte erfolgreich von etlichen Anglern betrieben. Nett an Kaimauern und Spundwänden.
3. Freiwasser-Hochsteller
Spaßattacken einerseits, Seerosenlücken andererseits. Wenig Bewegung durch die kurze Anbindung.
4. Posenmontage
Die pendelt in Wind und Strömung hin und her. Klassiker. Immer wieder spannend.
5. Ohne Pose am Grund
Pendelt ebenfalls, meist aber nicht so viel wie die Pose. Mag ich gerne mit Köderfisch.
6. Schwoien-Montage
Extrem leicht, deshalb machen Wind und Strömung viel Bewegung, der Köder "arbeitet" deshalb viel. Mein Favorit mit Wurmköder.
Das war die Stellmontage. Freilaufrollen nutze ich deshalb, da die keinen Widerstand geben und der Fisch ohne weiteres Schnur nehmen kann.
Früher habe ich die Schnurfreigabe mit der Rollenbremse versucht. Das ist blöd. Das funzt nicht. Selbst wenn die Bremse nicht hakt (war früher immer mal so), muss sie erst wieder zugedreht werden, wenn ein Fisch abzieht. Und sie muss für den Drill eingestellt werden. Das hat mich genervt. Da ist Freilauf besser: Fisch zieht, Angel greifen, ankurbeln, Freilauf springt raus, Rolle ist einsatzbereit, Bremseinstellung ist richtig. Anhieb. Passt.
Die antiquierten Lübecker Regeln verlangen teils einen Schwimmer in der Woche. Kürzlich hat fliege62 Stachelschweinborsten greifen können, darunter auch ganz kleine. Die müssen ja nur wenig tragen (Wurm) oder den Köderfisch (dann größere Borste oder Styroporfüllung in den Fisch).
Klare Ansage: In 2022 werde ich wieder das Freilauf-Stellfischangeln intensivieren. Gemütlich schauen und den Bissanzeiger beobachten (ich nutze oftmals Schnuranzeiger wie kleine Papierschnipsel/Silberfolienstücke, die in die Schnur direkt vor der Rolle gedrückt werden - wenn die zu wandern beginnen.... Karpfenpieper mag ich nicht so gerne, es sei denn, dass die Ruten etwas entfernt liegen).
Ich glaube, dass das Stellfischangeln mit der Freilaufrolle zukünftig in der anglerischen Beliebtheit aufholen wird.
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Keine Ankündigung bisher.
Stellfischangeln mit der Freilaufrolle - Grundsatzgedanken ✓
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- Veröffentlicht: 01.03.2023, 11:09
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